Manchmal ist das Leben schon verrückt, es schreibt seine eigenen Geschichten und ist leider nicht endlos.
Heute möchte ich euch gerne eine Geschichte erzählen, die schön und doch so traurig ist.
Wie schonmal kurz erwähnt, hatte ich Krebs. Das volle Programm…seltene Krebsart, 50% Überlebenschance, Chemotherapie, keine Haare mehr, einige Operationen und viele Monate Krankenhaus.
Ich möchte mich auch gar nicht selbst bemitleiden oder Mitleid von anderen, im Nachhinein war es für mich wirklich gut. Nicht das Beste was einem im Leben passieren kann, aber es war eine große Chance mein Denken zu ändern!
Wenn du ganz plötzlich in so einer Situation steckst, musst du einfach das Beste draus machen und du fängst an die positiven Sachen zu sehen und dich an Kleinigkeiten zu erfreuen. Die Sonne, die Blumen die blühen, blauer Himmel, leckeres Essen (solange du es noch schmecken kannst). -und das ist so viel Wert!
Das Leben kann einfach wunderschön sein!
-Klar mit 17 und mitten in der Ausbildung nicht der perfekte Zeitpunkt, aber den gibt es bei der Krankheit sowieso nicht. Da sind wir uns ja alle einig, denke ich.
Die Einstellung konnte ich mir zum Glück bis heute bewahren. Nimm alles wie es kommt, genieße dein Leben, sei Dankbar was du hast und das du gesund bist. Wenn es Probleme gibt, denke ich daran, dass vielleicht gerade jemand in meiner damaligen Situation steckt und ich jetzt wirklich keinen Grund habe zu jammern. Sind wir mal ehrlich, meistens sind es doch immer irgendwelche Lappalien über die man sich ärgert oder Gedanken macht.
Na ja, jedenfalls zurück zu meiner Geschichte. In der Zeit im Krankenhaus, passiert ja nicht viel…du liegst auf einer Station mit vielen älteren Herrschaften und wartest immer nur bis du den Tag wieder geschafft hast. Genießt die Momente in denen du keine Dame in deinem Zimmer hast, die liebend gerne Kölnisch Wasser, also 4711 benutzt und leider ein Gegner von lüften und waschen ist.
Ja, ich sag euch das kann hart sein, ich bat die Pfleger mich in ein anderes Zimmer zu verlegen, was zum Glück auch klappte. Die Krankenschwester schlug vor, zu sagen, dass ich das Zimmer tauschen muss, damit die Dame nicht gekränkt wurde. -Guter Plan, so machen wir das! Ich zog also um. In diesem Zimmer lag zwar eine Dame, die immer wenn sie das Bett verlassen musste ihr Plastik Korsett anziehen musste und ihr glaubt nicht was das für ein krach machen kann. Besonders Nachts, wenn die Dame 3-4x die Toilette aufsuchen musste.- Aber gut, sie kann ja nichts dafür!
Ja, hier ließ es sich aushalten. Öfters am Tag, wenn es die Kondition zugelassen hat, spazierte ich mit meinem Infusionsständer und Gedöns über den Gang und zum Kiosk im EG.
An jenem Tag kam mir auch meine alte Zimmernachbarin entgegen und sagte zu mir :“ Na, ich bin ganz schön enttäuscht von Ihnen! Sie hätten ruhig sagen können, das Sie nicht mit mir das Zimmer teilen wollen!“ -Ooohhhh mir ist alles aus dem Gesicht gefallen (hatte sich wohl ein Pfleger oder Pflegerin verquatscht).
Ich stammelte nur irgendwas vor mich hin, dass es mir leid tun würde usw. Tja, Ehrlichkeit währt halt doch am längsten! Die nächsten Tage erntete ich ab und zu einen bösen Blick, aber das war ok.
Jedenfalls lernte ich in der Raucherkabine einen Mann kennen, zu der Zeit so Mitte 40. Ja es war verrückt, es gab zu der Zeit noch Raucherkabinen mitten auf den Krankenhausgängen. Und ja, rauchen sollte ich auch nicht. Aber glaubt mir, in dem Moment ist das Rauchen dein kleinstes Problem und du denkst dir, was soll´s.
Wir quatschten immer öfter miteinander und verstanden uns super. Er war ja auch noch einer der „Jüngeren“, wenn man das so sagen kann. Seine Frau und Kinder brachten ihm immer Fresskörbe mit Süßigkeiten mit und so telefonierten wir uns täglich zusammen und spielten Karten und freuten uns über die mitgebrachten Sachen. Es hat die Zeit erträglicher gemacht und wir hatten auch viel Spaß, scherzten über uns und die Krankheit.
Einmal musste er operiert werden und durfte danach erstmal einige Zeit nicht aus seinem Zimmer (um sein Immunsystem nicht zu überfordern) , das war schon echt langweilig. Aber wir telefonierten und er meinte, das er jetzt in seinem Zimmer rauchen dürfte und so schlimm sei es nicht.- Immer positiv denken!
Irgendwann als meine Zeit im Krankenhaus vorbei war, verabschiedeten wir uns. Er erzählte noch, dass es gut aussieht und er bald auf Reha gehen kann. - Wie schön! Die Reha hab ich abgelehnt, weil ich der Meinung war, wieder direkt einzusteigen tut mir gut. Zum Glück klappte die Zwischenprüfung der Ausbildung super und ich konnte mit der Wiedereingliederung beginnen.
Einige Jahre später wurde meine Mutter von einem Hund gebissen und musste ein paar Tage ins Krankenhaus. Ich wartete also im Gang und schaute aus dem Fenster. Dann bemerkte ich einen Mann neben mir, der mich unsicher anschaute um dann auch rauszuschauen… Ich fass es nicht, es ist mein Freund aus der Krankenhauszeit!
Wir fielen uns in die Arme und er erzählte mir von seiner großen Operation zwei Tage zuvor und zeigte mir seinen frisch zu getackerten Bauch. Aber wie immer war er positiv und gut gelaunt. Es war einfach so verrückt ihn nach Jahren zufällig wieder zu sehen und es war so traurig, dass bei ihm der Krebs leider zurück kam. Er erzählte mir, dass die Prognosen aber gut seien und er bald wieder auf Reha gehen wird. Wir quatschten noch etwas länger und verabschiedeten uns wieder…aber dieses mal leider für immer. Einige Monate später las ich in der Zeitung seine Todesanzeige…
Es zeigt einem wie endlich das Leben ist und wie es leider auch verlaufen kann.
Also genießt es und macht das was EUCH gut tut, auch wenn es nicht immer dem entspricht, was andere von Euch erwarten. Es ist euer Leben und Ihr lebt es nur einmal!
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